Was sag ich bloß?

März 2024: Was sag ich bloß?

Diese Frage stellen sich die meisten, wenn im Freundeskreis, in der Nachbarschaft oder auch am Arbeitsplatz ein Todesfall eintritt. Dann fallen häufig Floskeln wie „Du musst jetzt stark sein.“ oder „Gut, dass er nicht mehr gelitten hat.“ oder „Das Leben geht weiter.“ oder „Du kannst doch immer noch Kinder bekommen.“ Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Sie vermeiden den Blickkontakt, wechseln die Straßenseite, gehen dem Trauernden aus dem Weg.

Wie wir es besser machen können, zeigte uns Cornelia Dietsche, Trauer- und Traurednerin aus Friedrichshafen,  in ihrem Vortrag „Die richtigen Worte zur richtigen Zeit.“

Jeder Mensch trauert anders, deshalb gibt es keine allgemeingültige Reaktion. Ein Ansatzpunkt kann die Frage sein, wie man selbst in einer solchen Situation behandelt werden möchte. Doch statt zu vermuten, ob das auch dem betroffenen Gegenüber helfen kann und gut tun würde, hilft nur ein Nachfragen:

  • Möchtest du darüber sprechen?
  • Darf ich heute Abend auf einen Sprung zu dir kommen?
  • Was brauchst du im Augenblick?
  • Soll ich dir was mitbringen, ich gehe nachher einkaufen?
  • Magst du morgen mit uns essen?
  • Lass uns einen Spaziergang machen. Hast du Lust?

Jeder Mensch, (auch jedes Haustier), ist einzigartig. Es gibt keinen Ersatz dafür. Auch daran sollte man denken. Deshalb ist das Sprechen über die verstorbene Person, ob erwachsen oder Kind, über das Tier sehr entlastend. Sie werden wieder an die Seite geholt, Erinnerungen werden wach und lebendig gehalten.

Nach einem Trauerfall gibt es viele Reaktionen aus dem Umfeld. Doch kaum ist die Beerdigung vorbei, nehmen diese auch schnell ab. Die trauernde Person ist dann alleine mit ihrem Verlust, für alle anderen geht das Leben weiter.

Um weiter an der Seite der Trauernden zu sein, helfen

  • ein regelmäßiger Kontakt: ein Anruf an jedem zweiten Tag, ein fester Rhythmus für Besuche oder Spaziergänge
  • ein besonderer Gruß, ein Brief, eine Karte an Gedenktagen wie Weihnachten, Geburtstag oder Todestag, um an ein schönes Erlebnis mit der verstorbenen Person zu erinnern.

Bei aller Bereitschaft, eine trauernde Person zu unterstützen, darf die eigene Befindlichkeit nicht aus dem Blick verloren gehen. Wann beginnt es mich zu belasten? Wo sind meine Grenzen? Gibt es andere Menschen, die statt meiner einen Teil der Begleitung übernehmen?

Besonders schwierig ist die Situation, wenn es sich bei dem Todesfall um einen Suizid handelt. Die Angehörigen konfrontieren sich häufig mit Selbstvorwürfen, weil sie glauben, Schuld dran zu haben und diesen Schritt hätten verhindern können. In solchen Fällen sollte auf eine Kontaktstelle hingewiesen werden, die in  dieser besonderen Form der Trauerbewältigung unterstützen.

Werden Unternehmen mit einem Todesfall konfrontiert, bleibt wenig Zeit, Entscheidungen zu treffen. Deshalb macht es Sinn, im Vorfeld einen Leitfaden zu entwickeln. Je nach Rolle des/der Verstorbenen und der Größe des Unternehmens werden die Hinweise unterschiedlich ausfallen:

  • Wer informiert die Mitarbeiter?
  • Wie persönlich soll die Traueranzeige formuliert sein?
  • Wird es eine gemeinsame Gedenkstunde geben
  • Soll ein Kondolenzbuch ausliegen?
  • Wer schreibt die Beileidskarte und wer unterschreibt sie?
  • Wer führt das Gespräch mit dem Mitarbeiter, der Mitarbeiterin, die von einem Todesfall betroffen ist?
  • Wie kann die Arbeitszeit angepasst werden, wenn diese Person emotional sehr belastet ist?

 

Text: Ursula Kraemer M.A.